Kampfsportarten im Vergleich
Die Zeiten sind rauer geworden. Während die 1970-er Jahre im Schlepptau von Peace und Woodstock dadurch gekennzeichnet waren, dass die jungen Menschen ihre Meinungsverschiedenheiten fair, gesittet ausdiskutierten und den Kriegsdienst verweigerten, sind die modernen Gesellschaften durch eine unerträgliche Verrohung gekennzeichnet, woran die sogenannten Ballerspiele einen nicht unerheblichen Anteil tragen.
Man kann sich zuweilen des Eindrucks nicht erwehren, dass die Jugendlichen jener Generation ohne Digitalisierung ein höheres kulturelles Zivilisationsniveau erreicht hatten. Es war vor allem der Vietnamkrieg, der die jungen Menschen damals nachhaltig beeindruckt hatte und Gewalt sehr negativ besetzte.
Statistisch sieht das heute so aus, dass zum Beispiel 35 Prozent aller Frauen bis zu ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erleben müssen oder dass im Jahre 2019 allein in Deutschland fast 5,5 Millionen Straftaten registriert wurden.
Vielleicht gerade deshalb erfreut sich der Kampfsport nun zurecht immer größerer Beliebtheit, ein paar stereotype Aussagen darüber möchte ich hier kurz zusammenstellen:
KAMPFSPORT
- fördert die Fitness, macht dich selbstbewusster, hilft bei der Konzentration und beim Lernen, macht wehrhaft.
- ist vor allem in asiatischen Ländern entwickelt worden, woraus modernere Stilrichtungen in den USA und in Israel entstanden sind.
- setzt auf Verteidigung durch mentale Stärke, bindet bei Bedarf aber auch Waffen mit ein.
- lebt von Abwehrtechniken, spart aber auch nicht an Angriffsoptionen.
- braucht eine gute Schule, die durch einen ansprechenden gemeinschaftlichen Vereinsgedanken gekennzeichnet ist.
- tut nicht weh. Es dauert lange, bis es zum Wettkampf und Vollkontakt kommt. Am Anfang stehen Ausdauertraining, Abwehr- sowie Schlag- und Tritttechniken im Fokus.
Eine lange Liste
Die Geschichte des Kampfsports hat inzwischen viele Varianten hervorgebracht, um auch wirklich jedem eine Möglichkeit zu eröffnen, genau das Richtige für sich zu entdecken:
- Capoeira
- Escrima
- Hapkido
- Judo
- Jiu Jitsu
- Karate
- Kickboxen
- Krav Maga
- Kung Fu
- MMA
- Muay Thai
- Ninjutsu
- Tae Bo
- Taekwondo
- Tai Chi
- Wing Chun
Welcher Kampfsport eignet sich für Kinder?
Kinder sind Alleskönner, vorausgesetzt, ein guter Trainer weiß mit Kindern richtig umzugehen und arbeitet ausgiebig mit spielerischen Elementen.
Sollten auch Senioren noch Kampfsport betreiben?
Der (gute) Wille ist entscheidend. Gewiss gibt es bei manchen Kampfsportarten schwierige Bewegungsabläufe, die weniger gut von Senioren durchgeführt werden können. Krav Maga ist beispielsweise ganz auf Selbstverteidigung fokussiert und bei Judo macht man sich einfach die Kraft des Angreifers zunutze, wobei aber die Torsionskräfte auf den Rücken nicht zu unterschätzen sind. Wer vor allem seiner Fitness Vorschub leisten möchte, entscheidet sich vielleicht für Jiu Jitsu, Tai Chi oder Wing Chun.
Kampfsport für Frauen?
Abgesehen davon, dass es hinsichtlich des Kampfsports für Frauen keinerlei Einschränkungen gibt, sind allerorts spezielle Frauenkurse im Angebot, um bei Bedarf auch ohne Männer trainieren zu können.
Wer die Wahl hat, hat die Qual
Wenn sich das Militär für eine Kampfsportart interessiert, dann soll diese möglichst schnell von jedem erlernt werden können. Dies ist bei Krav Maga, Sambo und Kickboxen durchaus der Fall. Auf der anderen Seite gibt es Kampfstile, die man sein ganzes Leben lang lernen muss, weil sie auch dazu dienen, seinen Geist mit der Umwelt in einer höheren Bewusstseinsebene für immer zu versöhnen.
Wann bin ich ein Meister?
Wer zweimal pro Woche zum Training geht, wird die wesentlichen Bewegungsabläufe wie Schläge und Tritte oder Hebel und Würfe innerhalb eines Jahres gelernt haben. Es gibt aber bei den meisten Kampfsportarten auch besonders schwierige Kicks, die eine sehr gute Beweglichkeit erfordern. Wer diese von Hause aus nicht mitbringt, wird sich an diesen Stellen lange schwertun.
Was gibt es zum Thema Kondition zu sagen?
Wer schon mal an einem Trainingskampf teilgenommen hat, weiß, wie enorm anstrengend so etwas ist. Daher ist eine gute Kondition die Grundvoraussetzung für den Sieg. Dies gilt insbesondere für die Selbstverteidigung, bei der es nicht selten darum geht, es zugleich mit mehreren Gegnern aufzunehmen. MMA, Muay Thai und Kickboxen sind zum Beispiel Kampfsportarten, die sich durch viele Kicks auszeichnen und deshalb besonders anstrengend sind.
Wie viel Kraft muss man für einen Kampfsport mitbringen?
Wie oben schon erwähnt, wird bei Judo und Jiu Jitsu die Kraft des Gegners genutzt, sodass sich diese Kampfsportarten auch für weniger mit Muskelpaketen ausgestattete Menschen eignen. Krav Maga oder Sambo ist in seiner Weise so effektiv, dass auch dafür die Muskelkraft nicht entscheidend ist. Wer aber meint, dass ihm für seinen Kampfsport noch ein paar mehr Muskeln gut zu Gesicht stünden, ist gut beraten, sein Trainingsprogramm um ein Muskelaufbautraining zu ergänzen.
Grenzen der Beweglichkeit
Fast bei jeder Kampfsportart lernen die Fortgeschrittenen bestimmte Tritttechniken, die ohne eine gute Gelenkigkeit nicht zu meistern sind. Dies gilt insbesondere für Muay Thai, Taekwondo und Kickboxen. Der Anfänger wird damit aber noch nicht konfrontiert, sodass er genug Zeit hat, seine Beweglichkeit durch regelmäßiges Training erst einmal aufzubauen.
Wenn Sie es auf Selbstverteidigung abgesehen haben
Dann sollten Sie unbedingt über Krav Maga nachdenken. Dessen Konzept sieht vor, dass es jeder schnell lernen kann, dass es sehr effektiv ist und keine zu hohen körperlichen Anforderungen stellt. Es nutzt zudem ganz natürliche Reflexe aus. Egal, was es am Ende sein soll, belegen Sie vor einem verbindlichen Vertragsabschluss stets erst einmal einen sogenannten Schnupperkurs, denn neben dem Sport selbst sind es ja auch das gesamte Umfeld, die Trainingspartner und der Trainer, die auf Dauer stimmig sein sollen, um motiviert dabei zu bleiben.
Wann sollte ich mich zum Wettkampf anmelden?
Wer es zu früh tut, geht im Vollkontakt kläglich unter, das ist bitter und demotivierend. So richtig sitzen die Kampftechniken erst nach Jahren und auch der Aufbau der nötigen Kondition erfordert seine Zeit. Dennoch muss man nicht erst auf den Schwarzen Gürtel warten. Nach zwei bis drei Jahren regelmäßigen, ernsthaften Trainings, und da reden wir von fünfmal pro Woche, ist die Zeit für den ersten Wettkampf durchaus gekommen.
Wie steht es um die Kosten?
Die Mitgliedschaft in einem Verein für Kampfkunst kostet in etwa 30 bis 100 Euro pro Monat. Das Probetraining ist in der Regel sogar kostenlos und sollte unbedingt wahrgenommen werden, damit man wirklich weiß, wofür man da unterschreibt.